W123 Mercedes eine Legende

von | Dez. 19, 2022 | Oldtimer Portraits | 1 Kommentar

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Man kann wohl sagen jeder kennt ihn, bewusst wahrgenommen oder nur beiläufig gesehen. Ich spreche nicht von Fußball oder einem Cheeseburger, ich spreche von dem meistgebauten Mercedes Benz der Geschichte. Schon als Teenager habe ich meine erste Erfahrung mit dem W123 gemacht. Es muss so um 79 herum gewesen sein, da stand mein Vater plötzlich mit einer silbernen Limousine in der Auffahrt. Ich war stolz wie Bolle und das sogar nur vom Rücksitz aus. Bis heute war dies wohl einer der prägendsten Momente in meinem Auto-Leben. W123 Mercedes eine Legende

 

Geschichte

Anfang 1976 schlägt die Geburtsstunde des W123, in Südfrankreich wurde das Fahrzeug erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Bereits 6 Jahre zuvor begann die Entwicklung und nach gerade mal 3 Jahren stand das endgültige Design fest. Wie üblich war zunächst die Limousine verfügbar, kurz darauf folgte das erste T-Modell und natürlich auch ein Coupe. Zur Einführung war der 123er ab ca.18.000 DM verfügbar.

Das Modell war allerdings bereits zu Beginn so dermaßen gefragt, dass selbst Jahreswagen mit absurden Preisaufschlägen verkauft wurden. Die Leute waren nahezu verrückt nach dem neuen Daimler, nicht zuletzt deshalb konnte man das Vorgängermodell, den Strichacht noch einige Zeit parallel zum W123er kaufen. Bei knapp 2,7 Millionen verkauften Fahrzeugen spricht diese Baureihe quasi für sich selbst.

Innenraum eines 123er 3. Serie Streifenkaro 052 blau

 

Innovationen und Sicherheit

Gerade in Sachen Sicherheit konnte der W123 mit einigen Neuerungen glänzen. Technisch wurde dieses Modell jedoch viel vom Vorgänger und der S-Klasse, dem W116 geprägt. Einen großen Teil der neu gewonnenen Sicherheit machte die bedeutend stabilere Fahrgastzelle aus. Auch die Türen wurden zum Schutz bei seitlichen Kollisionen verbessert. Ebenfalls wurde der Wagen mit einer Technik ausgestattet, welche durch seitliches Wegknicken verhindern soll, dass die Lenksäule bei einem Aufprall den Fahrer verletzt. Zu Beginn der 80er Jahre konnte gegen relevante Aufpreise sogar Airbags und ABS verbaut werden.

Bis auf den 1980 veröffentlichten Turbodiesel und den 6 Zylinder M123, ist Motoren technisch nichts Bahnbrechendes passiert. Gerade die Dieselmotoren galten als gewohnt unverwüstlich und man hört immer wieder von Kilometerständen im siebenstelligen Bereich.

Modelle und Motoren

Der Vielfalt wegen greife ich an dieser Stelle auf eine Tabelle zurück.

M 115 Ottomotor
200, 230, 230 T, 230C
OM 615 Dieselmotor
200 D, 220 D
M 123 Ottomotor
250, 250 T
M 102 Ottomotor
200, 200 T, 230 E, 230 TE, 230 CE
OM 617 Dieselmotor
300 D, 300 TD
OM 616 Dieselmotor
240 D, 240 TD
OM 617 A Dieselmotor
USA 300 D Turbo, 300 TD Turbo, 300 CD Turbo
M 110 Ottomotor
280, 280 C, 280 E, 280 TE, 280 CE
Verbaut von 1975-1980Verbaut von 1976- 1985Verbaut von 1975-1986Verbaut von 1980-1986Verbaut von 1976- 1986Verbaut von 1976- 1986Verbaut von 1980- 1982Verbaut von 1976- 1984
Leistung 94 -109 PS
Hubraum
1988-2307 cm³
Leistung 54- 60 PS
Hubraum
1988- 2197cm³
Leistung 129- 140 PS
Hubraum
2525 cm³
Leistung 109- 136 PS
Hubraum
1997- 2299 cm³
Leistung 80- 88 PSLeistung 65- 72 PS
Hubraum
2399 cm³
Leistung 121- 125 PS
Hubraum
2998- 3005 cm³
Leistung 156- 185 PS
Hubraum
2746 cm³
Strombergvergaser
Typ 175CDTU
Einspritzpumpe von Bosch mit Kraftstoff Einspritzung in VorkammerDoppelregistervergaser
Typ Solex 4A1
Saugrohreinspritzung mechanisch von Bosch (200, 200 T mit Stromberg Vergaser Typ 175 CDT)Einspritzpumpe von Bosch mit Kraftstoff Einspritzung in VorkammerEinspritzpumpe von Bosch mit Kraftstoff Einspritzung in VorkammerEinspritzpumpe von Bosch mit Kraftstoff Einspritzung in VorkammerSaugrohreinspritzung mechanisch von Bosch (280 E, TE, CE)
Doppelregistervergaser
Typ Solex 4A1 (20, 280 C)
Reihenvierzylinder, eine Nockenwelle obenliegendReihenvierzylinder, Nockenwelle in ZylinderkopfReihensechszylinder, eine Nockenwelle obenliegend Reihenvierzylinder, eine Nockenwelle obenliegend Reihenfünfzylinder, Nockenwelle in ZylinderkopfReihenvierzylinder, Nockenwelle in ZylinderkopfReihenfünfzylinder, Nockenwelle in Zylinderkopf, TurboReihensechszylinder, zwei Nockenwellen obenliegend
Strombergvergaser in einem Mercedes W123 mit M115 Ottomotor

Strombergvergaser in einem Mercedes W123 mit M115 Ottomotor

Umbauten und Sonderausführungen

Die üblichen Bekannten wie Lorinser, Brabus und natürlich AMG konnten auch vom 123er nicht die Finger lassen. Verschiedene Firmen boten Tuning der Motoren, aber auch Austauschmotoren aus eigener Entwicklung an. Neben Schwellern und Spoilern gab es zusätzlich für alle Freunde von tiefer, breiter, lauter natürlich auch Verbesserungen für das Fahrwerk und Alufelgen. Einige Modelle wurden auch spaßeshalber bei externen Firmen zu Cabriolets umgebaut.

Doch nicht nur für gute Laune auf dem Asphalt gab es Sondermodelle auch die Feuerwehr, Bestattungsunternehmen und unsere Polizei bedienten sich ausgiebig an dem Lieblings Benz. Unternehmen, wie Binz hatten große Erfolge mit Ihren Aufbauten für den 123er. Für die Taxibetriebe kam der Wagen direkt von Mercedes, bereits mit längerem Radstand.

Schwachpunkte

Auch die Stärksten haben so Ihre Macken. Bei diesem Mercedes liegt das wohl größte Problem im Rost. Es wurde damals einfach nicht ausreichend vorgesorgt. Von den 2,7 Millionen 123ern, sind in den letzten Jahrzehnten unzählige Fahrzeuge ausgeschlachtet und in alle möglichen Teile der Welt verschifft worden. Überwiegend Entwicklungsländer haben die Fahrzeuge containerweise mit offenen Armen begrüßt. In vielen dieser Länder schwört man noch heute, auf die unverwüstbaren Wüstenschiffe. Der Pflegezustand ist in diesen Ländern leider nur sehr selten mit dem der Liebhaber hier in Deutschland zu vergleichen.

Der 123er gilt darüber hinaus als durchaus “durstiges‘ Auto, durchschnittliche Verbauchwerte von über 13 Litern sind keine Seltenheit. Abgesehen von teilweise vorkommenden Problemen mit der Kraftstoffversorgung ist der W123 selten in einer Pannensituation zu sehen.

Prominente Besitzer

In meinen Augen ist der Wagen hier der wahre Promi! Dennoch folgt nun eine kleine Liste von berühmten Persönlichkeiten, die auch auf den stilvollen Giganten der Oldtimerszene vertraut haben.

  • In New York kann man mit etwas Glück auf einen chinablauen 300er TD treffen, gefahren wird dieser regelmäßig von Lady Gaga.
  • Thomas Bernhard, ein österreischeser Schriftsteller, fuhr bis zum Ende seines Lebens einen 230er W123
  • Auch John Lennon zählte mit seinem 300er-T-Modell zu einem der berühmten 123er-Liebhaber
  • Falco ist nicht nur der zweite Österreicher in dieser Liste, sondern auch ein weltberühmter Musiker und fuhr bis zu seinem Tod ein weißes W123 Coupe

Fazit

Wer mit Glück ein rostfreies Modell ergattern konnte, kann bei mäßiger Pflege noch sehr lange, viel Freude an diesem Kult Wagen haben. Außerdem ist der W123 durch die Menge der gebauten Autos noch immer durchaus erschwinglich. Man sollte möglichst auf einen originalgetreuen Zustand und auf seltene Ausstattungsmerkmale achten. Grade das Coupe und die T-Modelle steigen stetig im Wert.

Bei SJS Carstyling spielte der W123 seit Beginn eine gewaltige Rolle. Unser allererstes Produkt war die Armlehne für den Mercedes W123. Im Frühjahr 2004 startete SJS mit diesem Produkt am Markt für Oldtimer-Ersatzteile. Heute 18 Jahre später umfasst unser Angebot über 17.000 Artikel. Der W123 ist ein großer Teil der Geschichte von Mercedes und auch SJS. Wir haben unzählige Produkte speziell für dieses Auto und freuen uns bereits tausenden 123er-Liebhabern zu mehr Freude am Auto verholfen zu haben. Wir freuen uns auf viele weitere Jahre mit Euch und natürlich diesem tollen Automobil.

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1 Kommentar

  1. Kalle

    Mein Lieblingsauto

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