US-Car importieren: Interview mit Berlin Motors

von | Dez. 11, 2023 | Exklusiv-Interviews | 0 Kommentare

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Unzählige automobile Legenden stammen aus den Vereinigten Staaten von Amerika. Wessen Car-Liebhaber-Herz schlägt nicht höher, wenn er an Fahrzeuge wie Chevrolet Corvette, Ford Mustang oder an einen Cadillac Eldorado denkt? Doch zuerst gilt es, den US-Car zu importieren und zu uns nach Deutschland bringen. Darum kümmert sich seit 1998 „Berlin Motors“ – mit Standorten in Berlin, Bremerhaven und in New Jersey. Im Jahr 2011 waren es noch 25 Fahrzeuge pro Jahr, mittlerweile sind es über 1.000, die Berlin Motors von US-Highways auf deutsche Autobahnen bringt. Geschäftsführer Christian Apitz im Exklusiv-Interview mit dem SJS Carstyling Oldtimer-Blog.

SJS Carstyling Online-Redaktion: „Ihr bietet – nach eigenen Angaben – „konkurrenzlose Lösungen“ auf diesem Gebiet. Was bedeutet denn das konkret?“

Christian: „Bei uns gibt es das volle Programm: Fahrzeugsuche bei einer „Private Party“ oder „Dealership“ (Privatverkäufer oder gewerblicher Verkäufer, Anm. d. Red.), Kaufabwicklung, Zahlungsmanagement, Abholung per LKW, Verschiffung in Containerschiffen, die Abwicklung beim Zoll. Wer über uns ein US-Car kauft, geht keinerlei Risiko ein, weil das Geld bei einer deutschen Bank hinterlegt wird. Entweder das Auto kommt oder es gibt das Geld zurück.“

Berlin Motors 1

Das Logo von Berlin Motors – US-Car-Import Spezialist aus Berlin.

SJS Carstyling Online-Redaktion: „Wie kann ich denn ein passendes US-Fahrzeug finden?“

Christian: „Wir haben da hervorragende Kontakte über den großen Teich und können bei genauen Wünschen eine Rundmail an alle uns bekannten Car Dealer raussenden. Viele Käufer suchen die Fahrzeuge auch bei eBay und nehmen anschließend Kontakt mit uns auf, weil sie ihr neues US Car nicht selbst importieren möchten oder können. Es gibt auch die Möglichkeit, Fahrzeugauktionen zu nutzen, zum Beispiel von Manheim Auctions.“

SJS Carstyling Online-Redaktion: „Was für Fahrzeuge sind denn besonders beliebt“?

Christian: „Wir importieren ausschließlich Gebrauchtfahrzeuge und hier sind insbesondere die alten Klassiker beliebt, also US Car V8 Oldtimer, wie eine Chevrolet Corvette, Dodge RAM, Hummer H1, aber auch andere Muscle Cars und Pick-Ups, und überraschenderweise auch viele Fahrzeuge deutscher Hersteller, wie klassische Mercedes-Benz-Fahrzeuge (R107, R129), der T1 (Hippie-Bus) oder amerikanische Motorräder.“

Berlin Motors 2

Ein Dodge Charger aus dem Jahr 2020 – moderner Vertreter US-amerikanischer Fahrzeugkultur.

SJS Carstyling Online-Redaktion: „Wie hoch sind die Kosten, wenn ich einen US Car importieren möchte?“

Christian: „Für die Kaufabwicklung berechnen wir in der Regel 500 US-Dollar. Für die Verschiffung kommen nochmal zusätzlich 1.000 bis 1.700 US-Dollar on top. Eine Verschiffung ab Ostküste ist natürlich günstiger als eine Verschiffung ab der Westküste. Bei der Ostküste kommt man in der Regel mit 1.000 US-Dollar hin. Für die Fahrzeuge selbst geben unsere Kundinnen und Kunden in der Regel 15.000 bis 25.000 US-Dollar aus. Die Lieferzeit per Schiff beträgt 4 bis 6 Wochen, von der Westküste kann es auch schon mal 8 Wochen dauern.“

SJS Carstyling Online-Redaktion: „Was sind die häufigsten Gründe, wieso eure Kunden US-Vehicles nach Europa importieren?“

Christian: „Unsere Kundschaft liebt vor allem Oldtimer aus den Staaten, die Modelle mit den fetten V8-Motoren. Es gibt ja nach wie vor eine lebendige US-Car-Szene, und bei den US Car Händlern ist das Angebot mitunter recht dünn. Zu unseren Kunden gehören aber auch deutsche Diplomaten, die in den USA tätig sind und bei uns die Homologation durchführen lassen oder Mitglieder der US-Army, die mehrere Fahrzeug nach Deutschland holen möchten.“

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Die Firmenzentrale von Berlin Motors in Berlin-Marienfelde.

SJS Carstyling Online-Redaktion: „Stichwort US Car selbst importieren – wieso ist das nur bedingt eine gute Idee?“

Christian: „Es kommt immer wieder vor, dass Menschen scharf auf US-Fahrzeuge sind und sich dann auf waghalsige Deals einlassen, konkret: Geld in die USA überweisen und dann nie wieder etwas vom angeblichen Verkäufer hören. Wir waren da eindringlich vor. Niemand hat etwas zu verschenken und wenn ein Angebot zu gut ist, um wahr zu sein, ist wahrscheinlich etwas faul. Wir beschäftigten eigens sogenannte Looker, die vor Ort in den USA unterwegs sind, um sicherzustellen, dass das zum Verkauf angebotene Fahrzeug sich wirklich an der angegebenen Adresse befindet. Außerdem verlangen wir weitere Sicherheiten vom Verkäufer, wie eine Ausweiskopie, um sicherzustellen, dass alles korrekt abläuft.

SJS Carstyling Online-Redaktion: „Welche weiteren Hindernisse gibt es, die im Rahmen eins US-Car-Imports bewältigt werden müssen?“

Neben der Bezahlung ganz klar das Thema der Verzollung, die über eine spezielle Software abgewickelt werden muss, auf die Privatpersonen gar keinen Zugriff haben und das Thema Homologation, also die Umrüstung der Licht- und Abgasanlage, bevor ein US-Car rechtskonform im deutschen Straßenverkehr teilnehmen darf. All das sind Themen, die man besser Profis überlässt, weil Privatpersonen damit schnell überfordert sind.“

SJS Carstyling Online-Redaktion: „Lief denn auch schon mal was richtig schief bei einem US-Import?“

Christian: „Wo Menschen arbeiten, passieren Fehler. Und da ist es auch schon mal vorgekommen, dass ein falscher Hafen angesteuert wurde oder dass ein leerer Container am deutschen Zielhafen angekommen ist. Da war die Überraschung dann natürlich groß. In der Regel läuft jedoch alles glatt und die Schadensrate liegt im Schnitt bei unter 2 Prozent.

SJS Carstyling Online-Redaktion: „Vielen Dank für das interessante Gespräch!“

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Chevy Corvette aus den 1960ern – der Wagen lässt die Herzen von US-Car-Lovern garantiert höher schlagen.

Noch ein paar spannende Fakten rund um das Thema US-Cars…

  1. Wie viele US-Cars sind in Deutschland zugelassen?
    Laut dem Kraftfahrt-Bundesamt gab es zum 1. Januar 2023 insgesamt 1.062.000 zugelassene Fahrzeuge aus den USA in Deutschland. Das entspricht einem Anteil von 2,4 Prozent am Gesamtbestand von 44.403.000 Fahrzeugen. Die meisten US-Cars waren in Bayern (211.000), Nordrhein-Westfalen (184.000) und Baden-Württemberg (157.000) registriert.

2. Was sind die beliebtesten US-Cars hierzulande?
Die beliebtesten US-Cars in Deutschland sind vor allem SUVs, Pick-ups und Sportwagen. Laut einer Statistik von carwow.de waren die Top 10 amerikanischen Automarken nach Neuzulassungen im Jahr 20223: Ford (209.000), Jeep (24.000), Tesla (23.000), Cadillac (3.000), Chevrolet (2.000), Dodge (1.000), Chrysler (900), Lincoln (300), GMC (200), Hummer (100). Die beliebtesten Modelle waren der Ford Mustang, der Jeep Wrangler, der Tesla Model 3, der Cadillac Escalade, der Chevrolet Camaro, der Dodge Challenger, der Chrysler 300, der Lincoln Navigator, der GMC Sierra und der Hummer H24.

3. Was ist die größte US-Car Legende?
Der Dodge Challenger, gilt als eines der legendärsten US-Muscle Cars. Der Dodge Challenger wurde erstmals 1969 vorgestellt und war eine Antwort auf den Erfolg des Ford Mustang und des Chevrolet Camaro. Der Challenger bot eine große Auswahl an Motoren, von einem 3,7-Liter-Reihensechszylinder mit 147 PS bis zu einem 7,2-Liter-Hemi-V8 mit 431 PS. Der Challenger wurde auch in verschiedenen Rennserien eingesetzt und in Filmen wie “Vanishing Point” und “Natural Born Killers” berühmt. Der Challenger wurde bis 1974 produziert, dann aber wegen sinkender Nachfrage und strengerer Abgasnormen eingestellt. Erst 2008 wurde der Challenger als Retro-Modell wiederbelebt und ist bis heute eines der beliebtesten US-Cars.


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