Oldtimer im Alltag fahren: Vor- und Nachteile

von | Sep. 26, 2022 | Allgemein | 4 Kommentare

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Was ist für Sie ein Oldtimer? Sind es die sündhaften teuren, polierten Coupés aus den 60ern, die vor dem Luxushotel parken oder ist es der W123er vor dem Studentenwohnheim, der auch nach 40 Jahren einfach nicht kaputtgehen will? Rechtlich gesehen geht es ja nur um ein Auto, dessen Erstanmeldung über 30 Jahre zurückliegt. Und die ausführliche Antwort auf die Frage „Was ist ein Oldtimer?“ haben wir ja in einem vorangegangenen Beitrag besprochen, aber heute beschäftigen wir uns mit den Vor- und Nachteilen, Oldtimer im Alltag fahren zu wollen.

Was macht einen Oldtimer aus? 

Die meisten Klassiker werden eher weniger bewegt. Viele Versicherungen für Oldtimer beschränken die Laufleistung auf 3000 Kilometer jährlich. Aber ist ein 40 Jahre alter Diesel nun eine ‚Drecksschleuder‘ oder doch vielleicht ein Freund der Umwelt? Schließlich ist ein Oldtimer ja bereits gebaut und seine weitere Nutzung und Instandhaltung somit durchaus nachhaltig. 

Die Zahl der Oldtimerzulassungen nimmt stetig zu und dabei sind sogenannte Youngtimer nicht mal berücksichtigt. Früher nutzte man Oldtimer hauptsächlich für eine Ausfahrt bei schönem Wetter. Doch mittlerweile nutzen viele Ihre Klassiker auch im Alltag. 

Grundsätzlich ist dies technisch auch kein Problem, schließlich wurden Klassiker wie der Mercedes Strichacht damals für den Alltag gebaut. Ausschlaggebend ist die entsprechende Pflege und Wartung. So läuft ein Wagen gerne mal eine Million Kilometer.

Ob man allerdings mit einer Maschine aus der Vorkriegszeit jeden Morgen ins Büro fahren möchte, ist eine andere Frage. Denn natürlich ist ein Oldtimer aus den frühen 1990ern technisch etwas völlig anderes, als ein Oldtimer aus den 70ern, den 50ern oder gar der Jahrhundertwende. Also, was ist der ideale Oldtimer für den Alltag? 

Ein zuverlässiger Oldtimer

Ein neues Auto ist frisch aus dem Werk, was soll da schon kaputtgehen? Ich höre da sofort die Stimme der Vergangenheits-Romantiker, die mir sagen, wie viel besser die Technik damals war. „Bei den neuen Autos ist so viel Elektronik verbaut, damals konnte ich noch selber unter die Haube schauen und wusste gleich, was los ist!“

Tatsächlich sehen die Old- und Youngtimer nicht nur schick aus. Bei den Klassikern geht auch vergleichsweise wenig kaputt. Die Pflege ist das A und O. Ob man es glaubt oder nicht, Autos mit H-Kennzeichen schließen beim TÜV und Co. überdurchschnittlich gut ab. 

Nicht ohne Grund gelten die frühen Achtziger und späten neunziger Jahre als goldenes Zeitalter der Automobilindustrie. All die „komplizierte Technik“, welche moderne Autos anfällig macht, wurde damals nur bedingt eingesetzt. Neben unglaublich robusten Motoren trugen auch verzinkte Bleche zur Langlebigkeit bei.

Alltagsoldtimer

Welches Auto ist denn nun bloß eine Kiste aus Blech, Öl und Rost und welches ein wahrer Alltagsoldtimer? 

Wir haben hier 5 Favoriten (echte Legenden) im Überblick.

Der 5er BMW E 34

Angefangen in den späten Achtziger Jahren gebaut bis in die frühen Neunziger: Hier wurde eine solide Maschine mit Fahrspaß erschaffen. Diese Mittelklasse Limousine bietet einen unverwüstlichen Motor und ist trotzdem Schrauber-freundlich. Viele Ersatzteile sind immer noch sowohl bei BMW als auch auf dem Ersatzteilemarkt verfügbar. Davon können viele Klassikfahrer nur träumen.

Der Volvo 740/760.

Kommen wir von Fahrspaß und Komfort zu einem echten Grönlandwal unter den Autos. Dieser Wagen gilt quasi als unsterblich. Na gut, der Auspuff rostet vielleicht ab und zu mal. Aber neben einer hervorragenden Ersatzteilversorgung glänzt dieser Klassiker auch mit viel Sicherheit und einer robusten Karosserie. 

Der Mazda MX5-NA

Bei Klappscheinwerfern kann man jetzt an einen Ferrari F-40 denken. Aber können wir uns den auch leisten? Vor über 30 Jahren kam ein Roadster auf den Markt, der vieles verändern sollte. Der MX5 ist ein Zweisitzer mit fantastischer Kurvenlage. Er liegt auf der Straße wie ein Brett und fliegt sportlich über die Landstraßen. Einen Bierkasten mitzunehmen, stellt den Fahrer allerdings vor eine schwere Entscheidung: Beifahrer oder Bierkasten?

Der Mercedes 190e

Solide wie ein W126 und flott wie der 3er BMW. Der liebevoll „Babybenz“ genannte Mercedes braucht nicht viel, um zu funktionieren. Öl, Wasser und ein bisschen Pflege reichen für viele Jahre Fahrspaß. Der 190er kann sportliches Abenteuer erschwinglich machen und glänzt trotzdem mit Solidität, wie man sie von Mercedes-Benz kennt. 

Der Ford Mustang 

Zum Abschluss mal etwas für die Cowboys unter Ihnen. 1964 stellt Ford das „Ponycar“ vor, welches zum wirtschaftlichen Erfolg werden sollte. Bei fast 3 Millionen gebauten Fahrzeugen ist es kein Wunder, dass früher oder später jeder, der nach US-Cars sucht, an einen Mustang denken muss. Der Wagen ist vielleicht nicht der günstigste, doch bietet mit dem Fünfliter V8 eine Menge Charakter. Egal ob als Cabrio oder Coupe, hier kommt man auf seine Kosten. 

Der Mustang bietet darüber hinaus auch robuste Technik und bezahlbare Ersatzteile. Man sollte einen Blick auf Rost werfen und regelmäßig für frisches Öl sorgen. 

Vor- und Nachteile im Überblick 

Egal ob man sich mit etwas Gespartem einen Kindheitstraum erfüllen möchte oder der Umwelt wegen kein neues Auto kauft. Oldtimer können durchaus auch im Alltag hervorragend eingesetzt werden. Hier haben wir für euch die Vor- und Nachteile im Überblick. 

Vorteile 

1997 wurde das H-Kennzeichen eingeführt. Dies setzt Klassiker optisch auch für Laien von normalen Fahrzeugen ab. Allerdings bietet dieses H-Kennzeichen noch weitere Vorteile.

Schließlich kann man mit einem historischen Fahrzeug Steuern sparen und auch die KfZ-Versicherung ist deutlich günstiger. Egal also, wie groß der Motor ist, die Kfz-Steuer bei Oldtimern liegt pauschal bei 191,73 Euro.

Daneben können Fahrzeuge mit H-Kennzeichen auch ohne Katalysator oder grüne Plakette in Umweltzonen gefahren werden. Vor allem allerdings gilt ein Klassiker auch immer als Sympathieträger und kann auch im Alltag hier und da für strahlende Augen sorgen. 

Nachteile

Schon wieder startet er der Wagen nicht, warum habe ich bloß die Lichter angelassen? Ihnen tropft der Schweiß von der Stirn, weil die fehlende Servolenkung zum sportlichen Einsatz zwingt. Zwischengas bringt Sie zur Weißglut und das Schiebedach klemmt auch.

Moderne Autos haben viele nette Helferlein, welche den Alltag angenehmer machen. Wer ein Oldtimer fährt, muss je nach Baujahr mehr oder weniger auf diesen Luxus verzichten. So toll die Blicke an der Ampel auch sind. Im täglichen Stress und bei schlechtem Wetter auf dem Weg zur Arbeit kann fehlendes ABS und der hohe Verbrauch zum Nachteil und sogar zur Gefahrenquelle werden. 

Darüber hinaus brauchen ältere Autos meist mehr Fürsorge und ein handwerklich begabtes Händchen. Wer selbst nicht gut im Schrauben ist, lässt oft viel Geld bei einer Fachwerkstatt liegen.  Auch die Besorgung von passenden Ersatzteilen oder die Suche nach einem geeignetem Stellplatz kann zum Abenteuer werden. 

Fazit 

So schön das Chrom auch strahlt, sollte man Respekt, aber keine Angst vor einem alten Auto haben. Man muss sich über gewisse Unannehmlichkeiten und fehlenden Komfort im Klaren sein. Neben einem oft schlechtem Fluss an Ersatzteilen und höherem Verbrauch bietet ein Klassiker auch Vorteile. Die geringen Steuern und faire Preise der Versicherung machen sich auch im Alltag bemerkbar. 

Vielleicht ist ein Klassiker im Alltag nichts für Jedermann doch die Leute, die sich von einem öligen Garagenboden und dem Gestank von Benzin nicht irritieren lassen, kann so eine alte Kiste ein treuer Begleiter sein. 

Und jetzt mal ehrlich…. Es ist einfach verdammt cool.

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4 Kommentare

  1. Moritz_berg1

    Ich bin ja wirklich ein großer Oldtimer Fanatiker, jedoch stört es wirklich sehr, dass diese oft nicht anspringen. Man sollte auf jeden Fall neben dem Oldtimer ein weiteres Auto Griff bereit haben. Toller Beitrag, danke.

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  2. BerndX

    Mein Fuhrpark zeigt es überdeutlich, was ich von komplizierten, anfälligen und seelenlosen modernen Autos halte:
    1.) Citroen BX 14 TGE Royale, Bj. 1990, seit ca 6 Jahre im Alltagseinsatz, seit ca 2 Jahre mit LPG Gasanlage, ca 15000km jährlich, Sommer- und Winterbetrieb

    2.) Citroen AX Miami, Bj.1996, fuhr von 1998-2012 mein Vater, seitdem ich selbst. Kommt immer zum Einsatz wenn der BX gerade unpässlich ist oder ich Lust drauf habe. Jahreslaufleistung ca 1500-3000km, also eigentlich viel zu wenig

    3.) Citroen BX 19 TZI Break Mein Traum in Weiß !!! H-Kennzeichen, neuwertiger Zustand. Nicht mehr im Alltagsbetrieb sondern eher für die schönen Momente im Leben. Kein Winterbetrieb. 5000-10000km Jahreslaufleistung

    Ich für mein Teil, bin hochzufrieden, mit meinen alten Karren und komme immer zuverlässig da ab, wo ich hin möchte.

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    • Fabian Alber

      Hallo BerndX, vielen Dank für Ihre Nachricht. Das ist ja wirklich ein beeindruckender französischer Fuhrpark. 🙂 Melden Sie sich gerne bei uns in der SJS Carstyling Online-Redaktion (redaktion@sjs-carstyling.com), falls wir einmal ein Portrait über Ihre Fahrzeuge in unserem Blog veröffentlichen sollen. Viele Grüße, Fabian Alber

      Antworten

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