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Käferfreunde mögen mir verzeihen, aber ich habe in meinem Leben nur einmal auf den Fahrersitz dieses Autos gesessen, in der Fahrschule und mich spontan entschlossen, das Auto zu hassen. Dafür entflammte mein Herz für einen Fiat 500, den mir aber „vernünftige“ Menschen ausredeten. Stattdessen riet man mir, einen Ford 12M P4 für 500 DM zu kaufen. So begann die Liebesgeschichte zum Ford Taunus.

Der Ford 12M hatte bei mir einen Start mit Hindernissen

Um Geld bei der Versicherung zu sparen, bot mein Vater an, das Auto auf ihn zuzulassen. Natürlich ließ er es sich nicht nehmen, es selbst zu der etwa 20 km entfernten Zulassungsstelle zu fahren. Das sollte am Mittwoch, den 18.05.1977, dem Tag vor Christi Himmelfahrt geschehen und ich freute mich schon auf den 1. Ausflug mit meinem Auto. Leider verpasste mein Vater den Termin und bedingt durch Brückentage konnte ich erst nach dem Wochenende, als ich wieder arbeiten musste, mit dem Auto fahren.

Es war doppelt bitter, denn ich hatte mir sogar schon Sicherheitsgurte und Kopfstützen für das Auto gekauft und schon eingebaut. Statt Touren durch den Rheingau zu unternehmen, genoss ich ein Wochenende auf dem Balkon bei meinen Eltern. Wie die Stimmung war, kann sich jeder denken.

Ein typische Zuladung in meinem Ford 12M
Da ging viel rein

Die Zulassungsfahrt hätte böse enden können

Als das Auto endlich zugelassen war, überraschte mich mein Vater mit den Worten: „Was hast Du für eine Schrottkarre gekauft? Bei 90 auf der Autobahn dachte ich, das Auto fällt auseinander.“ Natürlich stürzte ich zu meinen Ford 12M, um das zu testen. Der Motor klang normal, selbst bei 120 Km/h. Wie sich herausstellte, war mein Vater der festen Überzeugung, dass jeder Wagen mit Lenkradschaltung eine 3-Gang-Schaltung hat. Ich habe immer bei etwa 60 km/h in den 4. Gang geschaltet. Mein armes Muckelchen. Der Motor wurde fast überdreht bei dieser Fahrt, ein Motorschaden war nicht auszuschließen.

Nun konnte die Karriere als Lastauto beginnen, denn der Umzug von Ingelheim (bei Mainz) zum Studienort Saarbrücken stand an. Also landete die Rücksitzbank des Fords im Keller, um die selbst gebauten Möbel besser transportieren zu können. Da wir das Auto zu zweit nutzen, vergaßen wir die Bank schnell.

Eine sehr schmerzhafte Fahrt

Das Geld war knapp und so gewöhnte ich mir an kleinere Reparaturen mithilfe eines Handbuchs “Jetzt helfe ich mir selbst” und meines Nachbarn durchzuführen. Daher hatte mein Vater auch keine Bedenken, mich zu bitten, während seiner Dienstreise die Batterie seines Fiat 128 auszubauen und zum Laden zu bringen. Damals hatte noch niemand ein Ladegerät zu Hause. Als ich die geladene Batterie einbauen wollte, sprach meine Mutter ein Machtwort. Ich durfte sie nicht einbauen und damit ich es nicht trotzdem machte, kassierte Sie den Autoschlüssel. Sie blieb eisern, auch als ich meinen Vater vom Bahnhof abholen sollte, ich hätte ja ein eigenes Auto.

Am Bahnhof angekommen erklärte mein Vater stolz, dass ich nicht nur ihn, sondern auch seine beiden Vorgesetzten nach Hause bringen sollte. Die Tatsache, dass ich keinen Rücksitz hatte, schreckte die Herren aus der Vorstandsetage nicht ab und sie setzen sich auf das blanke Blecht, aus dem einige Bolzen hervorstanden. Nach wenigen Metern auf dem Kopfsteinpflaster des Ortes bereuten die Herren den Entschluss, aber als harte Männer wollten Sie sich keine Blöße geben. Während der etwa 20 km langen Fahrt über holprige Straßen ertönte mancher Schmerzenslaut. Ich frage ich noch heute, wie die Herren Ihren Ehefrauen den Zustand des Gesäßes erklärt haben dürften.

Das Ende des Ford 12M, das ich bitter bereute

VW 1600 Variant
VW 1600 Variant

Nach etwa einem Jahr hatte mich meine „vernünftige“ Umwelt überredet. Ich gab mein Muckelchen her, um einen VW 1600 Variant zu kaufen. Das Auto war eine Katastrophe, bei 80.000 km musste der Motor ausgetauscht werden, bei 85.000 das Getriebe und bei 100.000 die Vorderachse. “Meinen” Ford 12M konnte ich noch lange im Ort beobachten. Er lief und lief und lief – fast wie ein VW Käfer.

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