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Ich hatte einen Großonkel, der immer davon träumte, seinen alten VW Käfer mit einem Porsche Motor auszustatten, nur um die Gesichter der anderen auf der Autobahn zu sehen, wenn er dann mit seinem Käferchen an ihnen vorbeizöge. Zugegeben, mein alter Großonkel hat es in seinen über 90 Lebensjahren nicht geschafft, diesen Traum zu verwirklichen. Doch vielleicht freut er sich ja, wo immer er nun ist, dass wir nun diesen Artikel schreiben können, denn ein VW Käfer mit Porsche Motor ist schon lange nicht mehr nur ein Traum.

Tatsächlich können wir sogar über verschiedene Varianten dieses einen Traumes sprechen. Denn zum einen hatte wohl nicht nur mein Großonkel diesen Traum, sondern auch andere Schrauber und Liebhaber, denn es gibt tatsächlich Hobby-Schrauber, die ihre Käfer mit Porsche Motoren ausgestattet haben. Zum anderen ist es ja kein Geheimnis, dass Porsche auch zur Volkswagen AG gehört, das heißt, es gibt tatsächlich eine fast offizielle Version dieses Traumes. Wir stellen beides vor.

Der VW Käfer

Der VW Käfer steht für das Wirtschaftswunder wie kein zweites Auto in Deutschland. Es gibt wohl kaum jemanden, der die Mitte des letzten Jahrhunderts erlebt hat, und keinerlei Erinnerungen mit einem VW Käfer verknüpft. Ob Reisen in den Italien- oder Spanienurlaub, mit den rauchenden Eltern vorn und Kindern mit Koffern auf dem Schoß auf der Rückbank, oder der Weg zur Arbeit im ersten eigenen Auto, der Käfer hat Generationen geprägt.

Spätestens die Filmreihe über den Rennkäfer Herbie mit der Nummer 53 machte den Wagen auch international zum Kult. Bis er 2002 vom Golf abgelöst wurde, galt er als das meistverkaufteste Auto der Welt. Dabei ist er wohl auch eines der Modelle, die am längsten produziert wurden, natürlich mit mehreren Updates zwischendurch. So lief der Käfer von 1938 bis 2003 im heutigen Wolfsburg vom Band. Tatsächlich gäbe es die Stadt Wolfsburg wohl ohne den Käfer nicht.

Wir wollen hier jetzt kein großes Referat über den Käfer halten, sondern Ihnen nur kurz die wichtigsten Daten zu dem Wagen zusammenstellen, ehe wir mit unserem eigentlichen Thema loslegen.

Der VW Käfer lief, wie gesagt, zwischen 1938 und 2003 vom Band. Über 21,5 Millionen Modelle wurden verkauft. Man betrachtet ihn gemeinhin als Fahrzeug der unteren Mittelklasse. Er war als Cabriolet und Limousine erhältlich. Während über die Jahre und Jahrzehnte die Technik im Grunde laufend verbessert und verändert wurde, hielt man die Karosserie in großen Teilen gleich. Natürlich gab es über die Zeit hinweg auch hier kleinere Anpassung, aber die ikonische Form blieb erhalten. Seit 2011 gibt es den VW Beetle, eine neue Version des Käfers.

VW Käfer mit Porsche Motor als Schrauber-Traum

Wenn mein Großonkel von einem Käfer mit Porschemotor träumte, träumte er allerdings nicht von einem Beetle. Tatsächlich waren die Käfer seiner Jugend eher die Modelle der 50er und 60er Jahre. Mein Großonkel hätte also wahrscheinlich eine wahre Freude an dem Wagen von Bernd Feldgiebel gehabt. Bernd Feldgiebel aus dem Harz ist Käfer-Liebhaber und stolzer Besitzer eines VW Käfers mit Porsche Motor. Diesen hat er selber hergestellt, in mühsamer Arbeit über fünf Jahre hinweg. In dieser Zeit hat er beinahe 50.000 € in seinen Traumwagen investiert.

Die Karosserie stammt von einem VW Käfer mit dem Baujahr 1967. Fahrgestell und Motor kommen von einem Porsche Vier-Zylinder. Vom Werk aus hatte der Käfer 44 PS. Jetzt kann der kleine Flitzer mit 200 PS aufwarten. Knallorange lackiert düst das kleine Mobil nun über die Straßen. Unauffällig ist er also auch optisch nicht. Und spätestens wenn man ihn kommen hört, ist jedem klar, dass es sich bei dem Käfer von Bernd Feldgiebel nicht nur um einen “normalen” Käfer handelt.

Der VW Käfer bei der Mille Miglia

In unserer Einleitung sprachen wir auch von einer fast offiziellen Version des VW Käfers mit Porsche Motor. Was hat das nun zu bedeuten? Dafür reisen wir zurück in das Jahr 1954 nach Italien. Dort fand die 22. Auflage der Mille Miglia, (italienisch für Tausend Meilen) statt. Heute ist dieses Oldtimerrennen weniger auf Geschwindigkeit, als auf für die Klasse übliche Disziplinen wie Gleichmäßigkeit und Zuverlässigkeit ausgelegt und wird jährlich im Mai unter dem Namen Mille Miglia Storica gefeiert. Damals jedoch ging es noch um Geschwindigkeit. Auf Geschwindigkeit ausgelegt war auch der Käfer, mit dem der deutsche Fahrer Paul Ernst Strähle und sein Co-Pilot Victor Springler antraten. Diese hatten nämlich eine Regel-Änderung aus dem Jahr 1950 ausgenutzt, nach der sie serienmäßig schwächere Autos technisch aufpolieren durften.

Der 1948er Käfer konnte mit einem Motor des Porsche 365 ausgestattet werden, da für beide Wagen VW-Motorgehäuse verwendet wurden. Der Käfer-eigene 24-PS-Motor wurde also kurzerhand mit einem 65 PS starken Motor ersetzt und glatt der Klassensieg bei Sportwagen bis 1,3 Litern erfahren. Bei Sportwagen bis zu 1,5 Litern reichte es für den dritten Platz. Vonseiten des Konzerns gab es vor dem Rennerfolg Bedenken, dass man sich mit einer Teilnahme nur international lächerlich machen würde. Stattdessen erfuhr das Team im grünen Käfer sich die Herzen von Italien. Die Schwaben selbst hatten ihren Wagen liebevoll “Dapferle” genannt, doch in Italien besang man den “Maggliolino”.

Der Maggliolino fuhr insgesamt 200.000 km bevor er in den wohlverdienten Ruhestand ging und ist bis heute bekannt, als der grüne Brezel-Käfer mit Porsche Motor, als Maggliolino oder eben als Dapferle.

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