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Ein mächtiges 62er Cadillac Coupe steht am Straßenrand, der schwarze Lack glänzt im Mondschein. Dieses Auto verkörpert Überfluss und Pomp unmittelbar hinterlässt es einen imposanten Eindruck. Eine kolossale Chrome Stoßstange prangert an der Front, die Linien des Fahrzeugs gleichen einem Kunstwerk. Alles perfekt abgerundet durch die unverzichtbaren Weißwandreifen. Nichts schreit so sehr nach Oldtimer wie ein Reifen mit weißer Wand.

Weißwandreifen sind Reifen für Kraftfahrzeuge oder Fahrräder, die über eine weiße Außenwand verfügen. Dabei ist die Dicke des weißen Streifens variabel, einige Reifen haben einen filigranen Ring und bei anderen ist die gesamte Seitenwand weiß bedeckt. Die speziellen Reifen tragen zu dem gesamten Bild vieler Oldtimer bei und sind nicht wegzudenken. Aber weshalb nutzen wir sie heute nicht mehr? Wo kamen die weißen Ränder her und wohin verschwanden Sie?

Geschichte

Der Reifen in der heutigen Form wurde durch mehrere Erfindungen möglich. Charles Nelson Goodyear war ein US-amerikanischer Chemiker, Erfinder und Amateurforscher. Er führte 1844 die Vulkanisation des Kautschuks in die Fertigung ein und schuf damit die Grundlagen für die heutige Kautschukindustrie.

Der Tüftler Robert William Thomson erfand die luftgefüllten Reifen mit vulkanisiertem Schlauch für Fuhrwerke. Aus aufgeblasenem Tierdärmen fertigte Thomson die erste Pneumatik und erhielt dafür am 10. Dezember 1845 das Patent auf Luftreifen. Er fand aber keine Abnehmer für seine Idee, obwohl er den Reifen 1847 erfolgreich getestet hatte.

1890 erhielt Charles Kingston Welch das Patent auf einen Drahtreifen und William Erskine Bartlett das Patent auf einen Wulstreifen. Dem Franzosen Michelin gelang 1895, mit der Einführung eines Luftreifens mit Schlauch, der wirtschaftliche Durchbruch.

Friedrich Veith begann 1903 mit der Einführung von Reifen in Norm-Größen und der Durchsetzung entsprechend genormter Felgen. Continental entwickelte 1904 als erste Firma der Welt „Profilreifen für Automobile“. Die daraus entstandenen Reifenhersteller Goodyear, Dunlop, Continental und Michelin entwickelten sich zu heute weltbekannten Marken.

In den Anfangsjahren waren Weißwandreifen die günstigere Alternative zu vollständig aus angereichertem schwarzem Gummi hergestellten Reifen. Vollständig schwarze Reifen entsprachen der Premiumklasse. Im Laufe der Zeit jedoch änderte sich das und Weißwandreifen galten als Premiumreifen, da sie zum Gesamtdesign des Wagens beitrugen. Während der 1930er Jahre wurden schwarze Reifen wieder bevorzugt. Ab den 1950er und 1960er Jahren wiederholte sich der Trend zu Weißwandreifen. Sie wurden als Gestaltungselement von Fahrzeugen eingesetzt.

Zwischen den 1960er und 1980er-Jahren waren die Weißwandreifen dann fast komplett aus den Serienausstattungen von Neuwagen verschwunden. Lincoln Town Car war die Ausnahme, den gab es bis 2011 serienmäßig mit Weißwandreifen. Ein Grund, warum Weißwandreifen sich erneut auf dem Rückzug befanden, mag darin liegen, dass heutige Autoreifen eine deutlich schmalere „Wand“ aufweisen, die weiß gefärbt werden könnte.

Herstellung

Um die Eigenschaften des Gummis zu verbessern, wurden in den nächsten Jahrzehnten andere Zusatzstoffe, wie zum Beispiel Ruß hinzugefügt. Durch welche die Autoreifen bei der Herstellung Ihre schwarze Farbe erhielten. Weißwandreifen für Autos verfügen in der Regel über eine weiße Reifenflanke. Bei Motorradreifen werden zwei weiße Reifenflanken benötigt. Diese Reifen wurden hauptsächlich bei Oldtimer-Fahrzeugen verwendet.

Im 21. Jahrhundert produzieren nur wenige spezialisierte Hersteller Weißwandreifen. Dazu verwenden sie bei der Neureifenherstellung besondere Formen, die es ermöglichen, Gummimischungen mit unterschiedlichen Farben und Eigenschaften an die gewünschten Stellen des späteren Reifens zu bringen. Besondere Eigenschaften von Weißwandreifen sind in der internationalen Patentklassifikation „B29D 30/00 G“ beschrieben. Insbesondere für Fahrradbereifungen werden Schlauchreifen mit weißen Reflexstreifen hergestellt. Weißwandreifen können auch durch nachträgliches Aufvulkanisieren von geeigneten Gummimischungen hergestellt werden.

Weißwandreifen reinigen

In Betrieben werden Weißwandreifen mit Seifenwasser gereinigt, bei stärkerer Verschmutzung kann auch eins der Reinigungsmittel IMI, ATA, VIM usw. verwendet werden. Keinesfalls sollte man mit Benzin, Benzol, Petroleum, Öl oder verwandten Reinigungsmitteln arbeiten.

Damit Sie lange Freude an Ihren Weißwandreifen haben, achten Sie bei der Lagerung darauf, dass kein direkter Kontakt zu anderen Reifen besteht. Es ist sonst nicht auszuschließen, dass auf den Weißwandflächen ein nicht mehr entfernbarer Abdruck des anderen Reifen entsteht.

Imitationen

Man imitiert Weißwandreifen oft, zum Beispiel mit sogenannten “Weißwandringen”, um das klassische Erscheinungsbild nachzustellen. Das ermöglicht die zeitgenössische Aufbereitung von älteren Fahrzeugen (Oldtimer), für schmales Geld. In der Regel sind sie nur für Ausstellungszwecke geeignet. Reifenfarbe oder Reifenlack mit weißem Farbton wird ebenfalls verwendet, dieser dunkelt aber sehr schnell und wirkt damit schmutzig. Weißwandringe können den Reifen schaden und sind im Straßenverkehr nicht zugelassen.

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